Wie Aromapflege die Gesundheit und die Seele unserer Sterntaler-Familien individuell beeinflusst
Die Betreuung unserer Sterntaler-Familien wird durch besondere Hilfsangebote, wie beispielsweise durch Aromapflege, ergänzt. Bei der Aromapflege steht die Wirkung ätherischer Öle auf die Gesundheit und die Seele im Vordergrund. Nicole Krüger, unsere Aromaexpertin, stimmt ihre Öle ganz individuell auf unsere Familien ab und bietet aktive Duftkommunikation, Aromaölmassagen und -bäder an. Dabei verfolgt sie das Ziel, dass es unseren Sterntaler-Familien sowohl gesundheitlich als auch seelisch bessergeht. Wie Nicole Krüger es schafft herauszufinden, welcher Duft zu welcher Person am besten passt und inwiefern sich die Aromapflege von Sterntaler-Kindern und deren Eltern unterscheidet, erfahren Sie in nachfolgendem Interview.
Im Interview: Aromaexpertin Nicole Krüger
Unsere Kollegin Nicole Krüger ist 57 Jahre alt und arbeitet bereits seit Beginn an für unseren Verein. Am Anfang war sie in der ambulanten Kinderkrankenpflege tätig. Als das stationäre Kinderhospiz eröffnet wurde, begann sie als eine der ersten Mitarbeiterinnen als Kinderkrankenschwester in Dudenhofen. Da ätherische Öle bei der Pflege unterstützen können und Nicole Interesse am Thema der Aromapflege entwickelte, hat sie eine Weiterbildung besucht. Diese schloss sie als ärztlich geprüfte Primavera Aromaexpertin mit Schwerpunkt Aromapflege erfolgreich ab. Seither ist sie für unsere Sterntaler-Kinder und deren Familien sowohl als Kinderkrankenschwester als auch als Aromapflegeexpertin da.
Wie sind Sie dazu gekommen sich mit Aromapflege zu beschäftigen?
Bei Gesprächen mit Kolleg*innen kam die Idee auf, dass ätherische Öle ergänzend in der Pflege unserer Sterntaler-Kinder angewandt werden könnten. Zum Beispiel können ätherische Öle gut beim Behandeln von entzündeten PEG-Sonden helfen. Da ich das Thema spannend fand, habe ich mich näher damit beschäftigt und dann einen Kurs dazu belegt. Durch eine Weiterbildung wurde ich schließlich als Aromaexpertin zertifiziert. Seitdem biete ich Aromapflege für unsere Sterntaler-Kinder, deren Familien und unsere Sterntaler-Mitarbeiter an.
Was versteht man genau unter Aromapflege?
Aromapflege beschäftigt sich mit dem Einsetzen von ätherischen Ölen, welche grundsätzlich natürlichen Ursprungs sind. Der Grundgedanke ist, dass Pflanzen schon sehr lange vor den Menschen da waren und man daher viel von ihnen und ihren Inhaltsstoffen lernen kann. In der Natur werden ätherische Öle zur Kommunikation verwendet, zum Beispiel um Fressfeinde abzuwehren. Solche positiven Einflüsse kann sich auch der Mensch zu Nutze machen, da entsprechende Öle dann auch gegen Bakterien oder Viren im menschlichen Körper helfen können. Ätherische Öle wirken regulierend, was bedeutet, dass dasselbe Öl auf individuelle Menschen je nach Bedürfnissen unterschiedlich wirken kann. So kann ein Öl beispielsweise schlaffördernd bei einem angespannten, ruhebedürftigen Menschen wirken, während es gleichzeitig einen schlappen Menschen beleben kann.
So individuell wir Menschen sind, so individuell ist auch die Aromapflege.
Ist die positive Wirkung von ätherischen Ölen erforscht?
Die individuellen Wirkungen von ätherischen Ölen sind chemisch untersucht, sodass man genau sagen kann, welche Inhaltsstoffe das ätherische Öl einer bestimmten Pflanze hat und welche Einflüsse diese Inhaltsstoffe auf Menschen haben können. Was man bei ätherischen Ölen jedoch nicht vorhersehen kann, ist die genaue Zusammensetzung der einzelnen Inhaltsstoffe, da es sich hierbei um ein Naturprodukt handelt. Die prozentuale Zusammensetzung kann demnach jedes Jahr etwas anders sein kann. Daher gibt es zwar viele fundierte Studien über Öle, diese werden aber von der Pharmaindustrie aufgrund der schwankenden Zusammensetzungen nicht anerkannt. Für solche Studien, welche die langfristige Wirkung von ätherischen Ölen beweisen, bräuchte man immer wieder dieselbe prozentuale Verteilung der Inhaltsstoffe, was jedoch naturbedingt schlecht möglich ist.
Wie genau kann man sich die Aromapflege unserer Sterntaler-Familien vorstellen?
Die Aromapflege ist immer ganz individuell auf unsere Sterntaler-Familien abgestimmt. Es gibt keine festen Bestandteile oder einen bestimmten Ablauf bei meiner Aromapflege. Ich nehme mir so viel Zeit wie nötig und passe alle Schritte an die Bedürfnisse der Individuen vor mir an. Oftmals startet meine Aromapflege damit, dass ich auf die Eltern und Kinder zugehe, welche stationär bei uns sind, wobei ich meistens zuerst mit den Eltern ins Gespräch komme. Wenn Sterntaler-Familien Interesse an der Aromapflege zeigen, lade ich sie in das Aromapflege-Zimmer ein und wir besprechen genauer, welche Bedürfnisse sie haben und bei was ich ihnen weiterhelfen kann. So ist es beispielsweise möglich, dass ich ihren persönlichen Wohlfühlduft herausfinde oder einen Duft kreiere, der sie entspannt. Zudem biete ich Aromaölmassagen an, welche zur Entspannung und zum Wohlbefinden beitragen können. Durch die Gespräche mit den Eltern und deren Aromapflege bekomme ich dann auch oft einen Zugang zu unseren Sterntaler-Kindern. Ich frage dann, ob ich das Kind mal in einem Aromaölbad baden soll oder ob ich es, beispielsweise, mit einem schmerzlindernden Öl massieren darf.
Woran erkennen Sie, welche ätherischen Öle und die damit verbundenen Düfte zu wem passen?
Bei der Aromapflege von Sterntaler-Eltern und -Mitarbeitern wende ich oft die aktive Duftkommunikation an, um herauszufinden, welcher Duft zu wem und zu welchen Bedürfnissen gut passt. Hierbei wird ein bestimmtes Schema angewandt, welches mir dabei hilft den passenden Geruch herausfinden. Die wichtigsten Bestandteile sind das Proberiechen und die direkte Kommunikation. Die Duftkommunikation läuft ungefähr folgendermaßen ab:
- 1. Lockeres Gespräch: Erst sprechen wir über die aktuelle Situation und die Aspekte, welche durch die ätherischen Öle reguliert werden sollen. So erfahre ich beispielsweise, ob gerade ein beruhigendes oder ein belebendes Öl hilfreich wäre.
- 2. Erstes Proberiechen: Danach folgt das blinde Proberiechen an Stäbchen, auf welche ich die Öle auftrage. Hierbei lasse ich zuerst an verschiedenen Düften kurz riechen, ohne dass gesehen werden kann, an welchem Öl gerochen wurde. Nach jedem Riechen frage ich, wie gut der Duft gefällt, welcher Note er entsprechen würde, welche Farbe mit diesem Duft assoziiert wird usw.
- 3. Zweites Proberiechen: Dann lasse ich erneut blind an Düften riechen. Aber diesmal nicht nur kurz, sondern so lange es gewünscht ist am jeweiligen Duft zu riechen. Auch hier stelle ich im Nachgang jeweils Fragen dazu.
- 4. Duftkombinationen testen: Wenn ein Duft gefunden wurde, welcher sehr gut gefällt, so besprechen wir, ob der Duft alleine schon passend ist oder ob noch etwas fehlt. Wenn noch etwas fehlt, lasse ich an weiteren Düften riechen und die verschiedenen Düfte können beim Proberiechen miteinander kombiniert werden.
- 5. Duft mischen: Sobald die beste Duftkombination gefunden wurde, erkläre ich, welche Öle blind ausgesucht wurden und was deren Bedeutung und Wirkung sind. Dann mische ich die Öle demnach zusammen. Ich gebe sie den Sterntaler-Eltern dann mit, zum Beispiel als Riechstift oder als Massageöl.
Wie können Sie bei lebensverkürzend erkrankten Kindern, welche sich nicht verbal äußern können, herausfinden, welche Düfte am besten zu ihnen und ihrer aktuellen Situation passen?
Bei unseren lebensverkürzend erkrankten Kindern, welche sich nicht aktiv sprachlich äußern können, funktioniert die aktive Duftkommunikation leider nicht. Hier gehe ich umgekehrt vor. Ich suche nicht den Duft aus, welcher dem Sterntaler-Kind am besten gefällt, sondern ich konzentriere mich hier vorerst rein auf die Inhaltsstoffe. Ich mische die ätherischen Öle nach Inhaltsstoffen zusammen, welche bei den individuellen Bedürfnissen des Kindes hilfreich sind. Beispielweise können das Öle sein, welche schmerzlindernd oder krampflösend wirken. Ich biete mit diesen Ölen dann Aromaölbäder und -massagen für unsere Sterntaler-Kinder an, je nachdem, was auch von den Eltern gewünscht ist. Im Nachgang zur Behandlung mit den Ölen versucht man dann das Kind an den Duft zu gewöhnen, indem man dafür sorgt, dass das Kind etwas Schönes mit dem Geruch verknüpft. Diese positive Verknüpfung kann zum Beispiel dadurch entstehen, dass die Eltern das Kind mit dem Öl massieren und es dann mit dem Duft eine schöne Zeit mit den Eltern verknüpft. Wenn dies eingetreten ist, kann der Duft auch in stressigen und unangenehmen Situationen beruhigend wirken.
Welche Effekte können individuell abgestimmte ätherische Öle auf den Körper und die Seele unserer Sterntaler-Familien haben?
Bezogen auf die Gesundheit des Körpers können ätherische Öle beispielsweise Schmerzen lindern oder Entzündungen regulieren. Bei dieser Art von Aromapflege kommt es mehr auf die Inhaltsstoffe der Öle und deren Wirkung an und nicht so sehr auf die Düfte. Bei der Aromapflege der Seele steht im Vordergrund, welche individuellen Düfte am besten zu welchem Individuum passen. Welchen Duft wir als angenehm empfinden wird unter anderem durch Erlebnisse und den damit verknüpften Emotionen bestimmt, welche wir im Unterbewusstsein mit bestimmten Gerüchen verbinden. Diese Wohlfühldüfte können dann die seelischen Bedürfnisse auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Zum Beispiel können sie beim Einschlafen helfen oder durch das Anheben des Dopamin-Spiegels Glücksgefühle fördern. Diese seelische Aromapflege der Eltern kann sich auch indirekt positiv auf die Sterntaler-Kinder auswirken. Bezogen auf das Seelische ist es doch oftmals so: Wenn es den Eltern bessergeht, geht es den Kindern auch besser. Wenn zum Beispiel die Mutter eines Sterntaler-Kindes weniger gestresst ist, dann ist das Kind oft auch weniger gestresst. So können negative Teufelskreise eventuell unterbrochen werden.
Wie erfolgt die Aromapflege, wenn das Abschiednehmen von lebensverkürzend erkrankten Kindern absehbar ist?
Tatsächlich ist es in der akuten Abschieds- und Trauerphase oft schwierig einen Zugang zu den Sterntaler-Familien zu finden, gerade wenn man die Eltern und Kinder noch nicht vorher kennenlernen konnte. In solchen Momenten der akuten Trauer kann man schlecht auf die Eltern zugehen und direkt fragen, ob sie Zeit und Lust für die Aromapflege haben, da hier oft Anderes wichtiger scheint. In solchen Situationen biete ich erst einmal an, die Kinder mit einem Öl zu baden oder zu massieren. So taste ich mich langsam heran und nutze eine Massage als eventuellen Türöffner. Dadurch kommt man manchmal ins Gespräch oder kann dafür sorgen, dass die Eltern sich besser fühlen, da ihr Kind etwas Schönes erleben darf. Gerade in finalen Phasen, in welchen sich die Eltern oft machtlos fühlen, kann es schön sein, dass sie mit den Düften und Ölen etwas Positives für ihr Kind tun können. Durch diesen Zugang über das Kind kann es dann vorkommen, dass die Eltern offener dafür werden auch mal selbst zu mir zur Aromapflege zu kommen. Wenn die Eltern das möchten, entstehen dann auch manchmal Gespräche und man findet einen Zugang zur Familie. Aber das ist nicht immer so.
Welche Einflüsse können bestimmte Düfte auf trauernde Menschen haben?
Auch hier kommt es auf die individuellen Bedürfnisse der Sterntaler-Familien an. Aber allgemein kann man sagen, dass das ätherische Öl der Rose stressmindernd wirken kann. Der Duft der Iris kann hingegen dabei helfen, dass man wieder mehr in Kontakt tritt, wenn man sich durch die Trauer eher zurückzieht und sprachlos ist. Das ätherische Öl von Zypressen hingegen schafft mehr Struktur für Trauernde, welche vor Trauer zerfließen und viel weinen. Aber welcher Duft bei wem welche Wirkung auslöst ist individuell verschieden.
Jeder reagiert anders auf Trauer und so helfen auch Jedem andere ätherischen Öle.
Was macht Ihnen bei der Aromapflege der Sterntaler-Kindern und deren Familien am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht mir der Prozess der Duftkommunikation. Und natürlich ganz besonders dann, wenn ich einen Duft kreieren kann, dessen Geruch eine Person besonders glücklich macht. Und allgemein gesagt, wenn ich mit der Aromapflege dafür sorgen kann, dass es unseren Sterntaler-Familien bessergeht. Manchmal melden sich Sterntaler-Eltern auch nochmal im Nachhinein bei mir und berichten, dass ihnen die ätherischen Öle geholfen haben. Das freut mich dann immer sehr.
Fällt Ihnen gerade ein bestimmtes Erlebnis bei der Aromapflege ein, was Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Wir hatten mal einen kleinen Jungen bei uns, welcher sehr zurückhaltend war und Berührungen kaum zuließ. Die Aromapflege hat bei ihm wie ein Türöffner fungiert. Er wurde nach und nach wieder offener und ließ mehr Berührungen zu, vor allem, wenn sie mit den ätherischen Ölen und Düften in Verbindung gebracht wurden. So äußerte er auch immer mehr, was er möchte, wie beispielsweise Massagen von seiner Mama. Das war schön mitzuerleben, dass die Aromapflege so etwas Positives bei ihm bewirken konnte.