
Eine Gratwanderung zwischen Leiden und Linderung
Kinder und Jugendliche, die lebensverkürzend erkrankt sind, leiden oft unter starken Schmerzen. Unruhe, Schlafprobleme oder Verdauungsstörungen sind häufige Folgeerscheinungen und schränken die Lebensqualität massiv ein. Die Erfassung und Linderung dieser Schmerzen gehört daher zu den größten und wichtigsten Aufgaben unserer Pflegefachkräfte. Im Rahmen einer Schmerztherapie können wir durch gezielte Maßnahmen Abhilfe verschaffen und unseren Patient/innen in ihrer letzten Lebensphase ein Stück Lebensfreude zurückgeben.

Kinderkrankenpflegerin / Stellv. Pflegedienstleitung / PainNurse / Palliative Care / Praxisanleiterin (ambulant) Martina Queisser
Martina Queisser arbeitet seit 15 Jahren in der ambulanten Kinderkrankenpflege Sterntaler. Nach ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester hat sie ihren Beruf in verschiedenen Einrichtungen ausgeübt. Der Wunsch, nahe am Kind zu arbeiten, führte sie in den ambulanten Bereich des Kinderhospiz Sterntaler. Hier betreut sie (schwer-)kranke Kinder in ihrem häuslichen Umfeld. Zudem ist sie seit zehn Jahren stellvertretende Pflegedienstleitung der ambulanten Kinderkrankenpflege. Durch ihre Weiterbildung zur PainNurse und Palliative Care Fachkraft für Kinder kann sie Schmerzpatient/innen fachgerecht betreuen.
Eine Schmerztherapie ist mehr als das Verabreichen von Medikamenten
Die Schmerztherapie ist ein bedeutender Teil der Palliativversorgung. Sie ist immer dann notwendig, wenn chronische oder akute Schmerzen so stark werden, dass die Lebensqualität der Patient/innen eingeschränkt wird. Die Behandlung ist sehr individuell und richtet sich nach Stärke, Art und Lokalisation der Schmerzen. Schmerztherapie beschränkt sich nicht nur auf die medikamentöse Behandlung, sondern auch die sozialen, geistigen und emotionalen Bedürfnisse der erkrankten Kinder und Jugendlichen müssen berücksichtigt werden. Sie benötigen vor allen Dingen Ruhe sowie eine fürsorgliche pflegerische und ärztliche Versorgung. Neben dem Verabreichen von schmerzlindernden Medikamenten kann die Therapie durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden:
- Körperliche Nähe
- Aromapflege
- Warme Bauchwickel, Wärmflaschen oder Kirschkernkissen bei Bauchschmerzen
- Massage
- Akupunktur
- Lagerungswechsel
- Ablenkung durch Vorlesen o. ä.
Manchmal kann das bereits Linderung schaffen – und eine Gabe von Medikamenten ist nicht immer notwendig.

Eine wichtige Schlüsselrolle haben unsere Pflegekräfte, die eine spezielle Ausbildung zur PainNurse haben. Sie sind in der Durchführung einer Schmerztherapie ein wichtiges Bindeglied zwischen den Betroffenen und den Ärzt/innen.
SAPPV-Teams unterstützen unsere ambulanten Pflegefachkräfte in der Schmerztherapie
SAPPV-Teams sind multiprofessionelle Teams zur spezialisierten ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung. Das ambulante Palliativteam sorgt gemeinsam mit Kinderärzten und unseren Pfleger/innen dafür, dass lebensverkürzend erkrankte Kinder zu Hause eine spezialisierte Versorgung erhalten. Gemeinsam mit ihrer Unterstützung können wir den Wunsch vieler Familien erfüllen, dass ihre erkrankten Kinder auch in der Geborgenheit ihrer eigenen vier Wände versorgt werden. Diese Möglichkeit mindert die Belastungen und Ängste der Kinder. Die SAPPV-Teams helfen, wenn unsere Pflegefachkräfte Unterstützung benötigen und können Rezepte für Medikamente ausstellen.
Wie wir Schmerzen identifizieren
Kindern fällt es oft schwer, Schmerzen richtig zu lokalisieren und auszudrücken, was sie fühlen. Sind sie kognitiv eingeschränkt, wird dies noch zusätzlich erschwert. Wenn ein Kind weint, unruhig ist oder auffällige Veränderungen in seinem Wesen zeigt, sind dies für uns jedoch immer erste Anzeichen dafür, dass es Schmerzen hat. Eine falsche oder unnötige Behandlung müssen wir natürlich verhindern. Deshalb betrachten wir zuerst die Grunderkrankung des Patienten. Für die genaue Bestimmung des Schmerzniveaus nutzen unsere Pflegefachkräfte sogenannte Schmerzassessments. Dabei werden Schmerzen mithilfe von Skalen und Messinstrumenten eingeschätzt und beurteilt. Eine dieser Skalen ist die Smiley-Skala.

Hier zeigen die Kinder und Jugendlichen selbst auf das entsprechende Smiley, um ihr Befinden mitzuteilen. Bei kleinen oder kognitiv eingeschränkten Kindern gibt es spezielle Skalen, bei denen z. B. die Körperhaltung, Mimik, Weinen etc. beurteilt und bepunktet werden. So kann die Medikation auf den Ablauf der Schmerztherapie anpassen werden.
Das Ziel einer Schmerztherapie ist es, den Kindern und Jugendlichen Lebensqualität zu geben. Trotz Erkrankung am Familienleben teilnehmen, zur Schule gehen oder sich noch einen Wunsch erfüllen – ohne eine adäquate Schmerztherapie wäre dies oft nicht möglich.
Der intensive Austausch mit den Eltern ist ein wichtiger Bestandteil der Schmerztherapie
Niemand kennt die Bedürfnisse und Wünsche unserer Patient/innen besser als die Eltern und Bezugspersonen. Durch den ständigen Kontakt zu ihnen und dem Kind können unsere Pflegefachkräfte – oder die zuständige Ärztin bzw. der zuständige Arzt – die verschiedenen Medikamente und Dosierungen genauestens aufeinander abstimmen. Das hilft, für jedes Kind, jeden Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine individuelle und ausreichende Schmerztherapie zu entwickeln – denn jede/r von ihnen hat ganz eigene Ansprüche. Unsere Mitarbeitenden haben langjährige praktische Erfahrung und tauschen sich regelmäßig intensiv aus. So können wir eine optimale Schmerztherapie gewährleisten.