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Wie wir uns mit dem Kind verständigen und Bedürfnisse erkennen

Durch Kommunikation gestalten unsere Pflegefachkräfte die Beziehung zu Patient/innen und Angehörigen. Sie geben Orientierung, klären auf, beruhigen, hören zu – und geben den Kindern in unserem Hospiz dadurch das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Doch was ist, wenn ein Kind aufgrund seiner Erkrankung Worte nicht versteht oder selbst nicht sprechen kann? Die Körpersprache eines Menschen verrät uns viel über unser Gegenüber – so funktioniert die Kommunikation auch ohne Worte. Unsere Kinderkrankenpflegerin Mirjam Baumann berichtet, wie sie sich mit den Kindern verständigt, Bedürfnisse erkennt und was dabei zu beachten ist.

Im Interview: Kinderkrankenpflegerin Mirjam Baumann

Mirjam Baumann (34) arbeitet seit vier Jahren als Kinderkrankenschwester im Kinderhospiz Sterntaler. Nach zwei Jahren in der ambulanten Kinderkrankenpflege wechselte sie in die stationären Pflege. Für Mirjam Baumann ist die Arbeit bei Sterntaler viel mehr als nur ein Beruf: Mit einem Lächeln auf den Lippen erzählt sie über die Kommunikation mit lebensverkürzend erkrankten Kindern.

Frau Baumann, wie funktioniert Kommunikation und Körpersprache in der Pflege stark beeinträchtigter Kinder? Wie kommunizieren Sie mit erkrankten Kindern, die selbst nicht sprechen können?

Bei uns gibt es zwar sehr wenige Kinder, die verbal kommunizieren können, doch ich spreche grundsätzlich mit allen. Zum Beispiel kündige ich während der Körperpflege alles an, was ich als Nächstes tue. Man weiß nie, wie viel die Kinder tatsächlich verstehen – gerade dann, wenn sie sich nicht verbal äußern können. Ganz oft habe ich aber das Gefühl, dass sie deutlich mehr verstehen, als man denkt. Mit manchen Kindern können wir auch über Gebärdensprache kommunizieren, oder sie nutzen einen Sprachcomputer. Das erleichtert uns die Verständigung.

Wenn ich mit den Kindern spreche, habe ich immer im Blick, wie alt das Kind ist und wen ich vor mir habe. Ich muss berücksichtigen, dass die erkrankten Kinder oft nicht auf demselben Entwicklungsstand sind wie gesunde Kinder in diesem Alter. Grundsätzlich gilt natürlich, dass ich mit kleinen Kindern anders kommuniziere als mit Jugendlichen.

Sprechen die Kinder und Jugendlichen mit Ihnen über ihre Situation und sind Sie als Pflegekraft Ansprechpartnerin für persönliche Dinge?

Meist haben die Kinder schon einige Krankenhausaufenthalte hinter sich, wo sie von den Ärzt/innen bereits ausreichend über ihren Krankheitsverlauf und das, was auf sie zukommen wird, aufgeklärt wurden.

Ein Heilerziehungspfleger streichelt mit dem Kind ein Pony.

Die Erkrankung steht bei uns eher im Hintergrund. Im Kinderhospiz Sterntaler dürfen die Kinder einfach sein. Wir unterhalten uns nicht so viel über das, was sie nicht mehr können, sondern vielmehr über all das, was eben doch noch möglich ist – und wie sie das Leben trotzdem genießen können.

Die Kinder, die kognitiv noch fit sind, äußern schon mal Ängste, erzählen mir von ihren Schmerzen oder stellen Fragen. Aber in der Regel ist es so, dass wir die Eltern dazu anleiten, mit ihren Kindern über die Erkrankungen zu sprechen. Unsere pädagogischen Mitarbeitenden besprechen solche Dinge ebenfalls sehr intensiv. Wenn es doch dazu kommt, dass die Kinder Fragen an uns Pflegefachkräfte haben, stehen wir ihnen natürlich immer zur Verfügung und beantworten diese ganz ehrlich und offen. Ich erlebe es dabei oft, dass die Kinder von sich aus schon sehr viel wissen und ich ihnen gar nicht so viel erklären muss.

Wie begegnen Sie den Kindern, wenn sie über ihre Gefühle sprechen?

Der größte Wunsch der Eltern ist es, dass ihre Kinder nicht leiden müssen. Wenn die Kinder Schmerzen äußern, bemühe ich mich deshalb sehr um ein gutes Schmerzmanagement und versuche die Ursache des Unwohlseins zu identifizieren. Fängt ein Kind an zu weinen, nehme ich es in den Arm und tröste es. Wenn wir über Gefühle sprechen, machen wir das sehr spielerisch. Dann nehmen wir auch mal ein Kuscheltier oder eine Handpuppe und versuchen darüber mit den Kindern zu reden und auf die Emotionen einzugehen. Manche Kinder drücken sich auch über das Malen aus und über das Gemalte sprechen wir dann zusammen.

Eine Kinderkrankenpflegerin sitzt mit einem Kind auf dem Sofa und sie lesen gemeinsam ein Buch.

Wie gehen Sie mit Kindern um, die sehr verschlossen sind und sich zurückziehen?

Meistens braucht es dann vor allem Zeit, bis das Kind Vertrauen aufbaut. Momentan haben wir ein Kind im Hospiz, das vorher drei Monate in der Klinik war und dort eine Angst gegenüber Pflegekräften entwickelt hat. Sobald wir ins Zimmer gekommen sind, hat es nicht mehr gesprochen und sich hinter seiner Mama versteckt. Ich war dem Kind gegenüber sehr vorsichtig und habe immer wieder versucht, es spielerisch zu locken. Es ist wichtig, individuell auf das Kind einzugehen und ihm zu signalisieren, dass wir ihm nicht wehtun und dafür da sind, dass es ihm besser geht. Dabei beziehen wir auch die Eltern mit ein und geben ihnen Anweisungen, sodass zum Beispiel auch mal die Mutter den Blutdruck für uns misst. Das macht unsere Arbeit dann deutlich einfacher.

Wie wichtig sind Körpersprache und Berührungen in der Pflege?

Zu 80 Prozent läuft es bei uns über nonverbale Kommunikation, da sich nur wenige der Kinder verbal äußern können. Indem wir die Körpersprache der Kinder beobachten, können wir Bedürfnisse und Emotionen erkennen. Dabei fragen wir uns:

  • Wie ist die Körperspannung?
  • Ist die Atmung schnell oder langsam?
  • Was verrät mir die Gesichtsfarbe des Kindes? Ist sie gerötet oder blass?
  • Was verrät mir die Gestik und die Mimik? Lächeln die Kinder, wenn ich sie anspreche, oder wenden sie den Blick ab?
  • Bildet sich Schweiß auf der Stirn?
  • Verhält sich das Kind unruhig oder wirkt es entspannt?

Indem wir auf diese Merkmale achten, können wir herausfinden, was das Kind gerade braucht. So können Anzeichen wie eine schnelle Atmung oder ein gerötetes und schmerzverzerrtes Gesicht darauf hinweisen, dass das Kind Schmerzen hat. Wenn das Kind einen Monitor hat und ich sehe, dass die Herzfrequenz erhöht ist, kann ich es auch dadurch erkennen. Seine Bedürfnisse drückt jedes Kind anders aus. Bei Hunger fangen zum Beispiel einige an zu schmatzen und andere weinen. Da überlege ich dann: „Wie sind  die regulären Essenszeiten des Kindes? Könnte es sein, dass jetzt die Zeit dafür ist?” Und dann probiere ich einfach aus und reiche ihm Essen an.

Gibt es Situationen im Austausch mit den Kindern und Jugendlichen, in denen Sie nicht mehr weiterwissen?

Es ist manchmal schwierig, weil ich gerade bei Kindern, die nicht sprechen können, nicht genau weiß, was sie mir vermitteln wollen und ob ich richtig gehandelt habe. Das finde ich nicht immer heraus. Ich hatte neulich eine Situation, in der ein Kind sehr lange geweint und geschrien hat, und ich konnte die Ursache nicht identifizieren. Ich habe dann versucht, die physischen Bedürfnisse durchzugehen: Hat das Kind Hunger, Durst oder vielleicht auch Schmerzen? Vielleicht hat es auch ein Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung. Aber wenn das alles nichts bringt, komme ich schon an meine Grenzen und frage mich, was ich tun kann, um dem Kind zu helfen. Da muss ich dann sehr intuitiv in mich hineinhören und überlegen, was das Kind nun wirklich braucht. In diesem Fall hatte es Sehnsucht nach seiner Mama. Es ist oft so, dass die Eltern helfen können, wenn ich überfragt bin, denn sie kennen ihr Kind am besten.

Gibt es andersherum Situationen, die Ihnen besonders viel geben?

Wenn ich anfange Musik zu machen und die Kinder plötzlich anfangen zu jauchzen und von Herzen zu lachen, sind das für mich die schönsten Momente. Es gibt mir auch sehr viel, wenn ich merke, dass das, was ich sage, wirklich ankommt. Oft sind es die kleinen Dinge, für die ich dankbar bin. Wenn ein Kind immer nur Schmerzen hat und angespannt ist, ich es dann auf den Arm nehme, mit ihm kuschle und es sich plötzlich entspannen kann, freue ich mich sehr. Dass ich die Möglichkeit habe, den Kindern das Leben schön zu gestalten, gibt mir sehr viel. Was mich auch sehr glücklich macht, ist wenn unsere Kinder sich zum Positiven entwickeln und zum Beispiel anfangen zu sprechen, obwohl das niemand für möglich gehalten hatte, oder sich ihr Zustand gegen alle Prognosen der Ärzt/innen verbessert.

Bei uns arbeitet niemand nur wegen des Geldes. Wer diesen Beruf ausübt, sollte ein Herz für Kinder, viel Einfühlungsvermögen und Leidenschaft dafür mitbringen. Ich sehe meinen Beruf nicht nur als Beruf, sondern als Berufung.

Warum arbeiten Sie im Kinderhospiz Sterntaler?

Im Krankenhaus ist es oft so, dass man eben viel Elternberatung macht, Spritzen gibt, Infusionen anhängt oder Medikamente verabreicht. Im Kinderhospiz kann ich viel intensivere Beziehungen zum Kind und zur gesamten Familie aufbauen. Da habe ich wirklich alles im Blick: von der Ernährung und Körperpflege bis hin zur speziellen Pflege. Man sieht das ganze System. Im Hospiz finde ich es auch besonders, dass wir in einem Team zusammenarbeiten. Ich bin nicht auf mich alleine gestellt, denn wir unterstützen uns gegenseitig. Wenn ich mal nicht weiterweiß, kann ich meine Kolleg/innen fragen. Mir gefallen auch die kreativen Angebote und das Spielen mit den Kindern. Es ist eben nicht nur Pflege, sondern wir gestalten den kompletten Tagesablauf mit dem Kind.

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